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Sex-Tauglichkeits-Prüfung bei der Musterung? 28. November 2010

Posted by DL2MCD in Wie bitte?.
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Tut mir ja leid, daß es schon wieder Spiegel Online sein muß. Aber wie Kollege Ulf so schön sagt, vielleicht sollte ich mal meine Lektüre wechseln, damit es das nächste Mal jemand anders erwischt?

Eines Tages“ ist eine Spiegel-Online-Rubrik, zu der ich geteilte Meinungen habe. Das scheint mir die Abteilung „Bürgerjournalismus“ zu sein, wo die Leser kostengünstig – nämlich für lau und die Ehre, den eigenen Namen im Spiegel zu sehen – sogenannten Content beisteuern: interessante Inhalte, die ein Redakteur halt nicht selbst erleben kann. Denn im Gegensatz zu Bloggern dürfen Journalisten nur selten aus ihrem eigenen Leben plaudern. Und haben normalerweise auch gar keine Zeit für ein Leben neben der Arbeit.

Prinzipiell ist daran ja nichts Falsches – ich habe ja auch schon den „Zwiebelfisch“ mit Material versorgt, obwohl ich dafür kein Honorar bekam. Auch anfängliche massive Layout- bzw. Darstellungsprobleme hat „Eines Tages“ in den Griff bekommen. Im Gegenteil, heute ist das Layout von „Eines Tages“ besser als das des restlichen Spiegel Online, weil die Inhalte linksbündig sind, sodaß man die Webseiten zoomen kann, ohne ständig nach rechts scrollen zu müssen – ganz übel bei „Klickstrecken“.

Doch das ist auch das Stichwort: Klickstrecke!

Denn „Eines Tages“ war von Anfang an darauf ausgelegt, möglichst viele Bilder zum Durchklicken anzubieten. Mit teils saudummen Bildunterschriften, wo wahrscheinlich manchmal der Praktikant ran muß, und sich halt per c&p einen Textblock nach dem anderen aus dem Text holt. Sodaß die Bildunterschriften weder etwas Neues bringen noch zum Bild passen, sondern nur den bereits gelesenen Text wiederkäuen.

Immerhin macht man nicht die Unsitte des regulären Spiegel Online, das letzte Bild oder gar die letzten beiden mit Werbelinks zu füllen, die besonders ärgerlich sind, weil der Link „zurück zum Artikel“ in gut 1/3 der Fälle plötzlich zu einem ganz anderen Artikel führt und man sich daher, um zurück zum Text zu kommen, nochmals rückwärts durch alle 45 Bilder des Beitrags klicken muß. Voraus klicken zum Beginn der Strecke und dem Artikel wie früher geht nicht mehr.

Doch was bitte hat sich die Spiegel-Bildredaktion dabei gedacht, einen recht guten Text über die Geschichte der Gewissensprüfung für Kriegsdienstverweigerer mit diesem Plakat zu bebildern?

Bild

Die Bildunterschrift zu dem Filmplakat, die also erklärt, was auf dem Bild zu sehen ist, lautet:

Die Gewissensprobe: Wer solch schwere Tests bei der Musterung überstand, aber dennoch nicht zur Armee wollte, musste eine noch härtere Probe meistern – den Gewissens-TÜV. Bis 1984 musste jeder Kriegsdienstverweigerer vor einem vierköpfigen Ausschuss oft absurden Fangfragen stellen: Autofahrer konnten etwa mit der Begründung durch die Prüfung fallen, dass ein Fahrzeug eben ein potentiell mörderisches Instrument sei. Auch Nicht-Vergetarier hatten schlechte Karten. Endgültig abgeschafft wurden die mündliche Gewissensprüfungen erst 2003.

www.filmplakat-oldies.de

Ich weiß ja nicht, wo die Musterung des Spiegel-Bildredakteurs war, aber meine Musterung sah deutlich anders aus, solch schwere Tests gab es da nicht – und die Hose anlassen durfte ich da auch nicht. Da wurde nämlich durchaus auch die ordnungsgemäße Bestückung des potent(iell)en Rekruten mit seiner persönlichen Pershing (I) überprüft – allerdings nicht so, wie Spiegel Online sich das vorstellt. Sonst hätten vielleicht weniger Wehrpflichtige verweigert – für eine heiße Frau sind ja schon so einige in den Krieg gezogen, für eine heiße Jungfrau sogar Djihadisten in den „heiligen“…

Kommentare»

1. willukas - 30. November 2010

Ist mir bei dem Bild auch aufgefallen!
Übrigens hatte ich noch nie Probleme, beim Klicken auf „zurück zum Artikel“.

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DL2MCD - 30. November 2010

Vielleicht hast den Link nicht so oft benutzt. Aber da dieselbe Fotostrecke oft für mehrere Artikel zum gleichen Thema benutzt wird, landet man bei „zurück zum Artikel“ oft ganz woanders, bei einem älteren Artikel zum selben Thema. Ist also nicht mal ein „Fehler“, sondern ein systematisches Problem.

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willukas - 30. November 2010

Ich habs grad selber bei ein paar Artikeln ausprobiert und muss Ihnen Recht geben. Ist mir bisher anscheinend nur noch nicht aufgefallen, da ich Fotostrecken meist in einem neuen Tab öffne und den Link tatsächlich eher selten benutze.
Aktuelles Beispiel dazu: http://www.spiegel.de/politik/ausland/0,1518,731873,00.html

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2. PR-Witztexte « Notizen aus der Neidbranche - 6. Dezember 2010

[…] niemand etwas einzuwenden hat, wenn man danebengegangene journalistische Texte oder Bebilderungen öffentlich vergackeiert, ist das mit Pressemeldungen hoch […]

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