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Julian Reichelt und andere Möbelpacker als Intimschnüffler 5. September 2019

Posted by DL2MCD in Grund und Sätzliches, Nervensägen, Pleiten, Pech und Pannen.
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Julian Reichelt, BILD-Chef, sagt in diesem Podcast einige ganz gute Sachen, z.B. zur AfD, aber auch großen Mist, z.B. zu Greta Thunberg, und dann noch das hier:

Ich habe auch mal überlegt, was ich außerhalb des Journalismus machen würde. Mein liebster Alternativjob ist Möbelpacker, weil man in den intimsten Lebensbereich von anderen Leuten kommt – und man ist immer an der frischen Luft, hat körperlich was zu tun.

Ah ja. Welch edle Motivation. Um in dem Sachen anderer Leute rumschnüffeln zu können, will er diesen Job machen.

Wäre ja nur witzig, wenn ich nicht genau sowas erlebt hätte, als ich seinerzeit zu Springer nach Hamburg umzug:

Da wollte man unbedingt, daß ich schon vor Ende der Probezeit umziehe, es sei ja alles längst ok. und sicher. Nein, war es nicht. Sonst hätte man ja die Probezeit vorzeitig beenden können.

So hatte es aber zur Folge, daß ich für den Umzug keinen Urlaub nehmen konnte, weil ja Probezeit, und somit meine Sachen in München nicht selbst in Umzugskartons einpacken konnte. Das mußten die von Springer ausgewählten Möbelpacker machen – Umzüge Braun aus München, die sehr gut arbeiten, durfte ich nicht beauftragen. Und mein damals schon 82 Jahre alter Vater mußte nach München fahren, die Umzugsfirma in die Wohnung lassen und beaufsichtigen.

Die Umzugsleute ärgerten sich darüber, daß sie im Olympiadorf nicht mit dem LKW vor die Wohnung fahren konnten. Das geht dort halt nicht. Nicht meine Schuld. Und im 6. Stock ohne Fahrstuhl wäre schlimmer gewesen. Das sahen die Umzugspacker aber anders:

Als sie in all dem Kram einen Satz Nacktbilder entdeckten, beschwerten sie sich bei meinem armen Vater heftigst darüber, daß sie nun solche Schweinereien anlangen müßten!

Nun hat sie sicher niemand dazu gezwungen, in einem Schrank gelagerte Umschläge zu öffnen und durchzustöbern. Aber wenn man Kisten schleppen muß, dann legt man wohl gerne mal eine Pause ein und schnüffelt in anderer Leute Sachen rum.

Daß sie dann auch damit drohten, sich über diese Bilder auch bei meinem Arbeitgeber, dem Axel-Springer-Verlag, zu beschweren, nahm ich weniger tragisch. Ich konnte mir nicht vorstellen, daß das dort irgendwen stören würde.

Daß sie meinen Vater aber so verängstigt und regelrecht erpreßt haben, das war unmöglich. Er zahlte dann viel Trinkgeld. Und wir in Hamburg nochmals, denn die Wohnung war zwar nicht im 6., sondern im 4. Stock, aber ja, ohne Fahrstuhl. Und die Packer schimpften in einem fort.

So, nun könnt ihr euch vorstellen, wie das mit Julian Reichelt und seinem Alternativjob zu verstehen ist…

Wobei das dicke Ende noch kam: Nach erfolgreich überstandenem Ende der Probezeit sollte ich dann unterschreiben, daß ich diesen Umzug bezahlen müsse, wenn ich nicht drei Jahre bei Springer bliebe. Davon war zuvor natürlich keine Rede gewesen und das habe ich auch nirgends sonst erlebt. Wo kann man denn auch im Journalismus sicher sein, drei Jahre in einem Job bleiben zu können und nicht bereits vorher wieder rausgeworfen zu werden? Mitunter ja schon, bevor der Job überhaupt beginnt („Erst werden neue Redakteure eingestellt – und dann das Blatt“).

Immerhin haben die Packer dann auch alle Sachen gut behandelt und nichts zertrümmert – ganz anders als die, die ein Jahr später meine Sachen zurück nach Bayern brachten und dabei extra großen Schaden anrichteten, um sich dann an det Versicherung zu bereichern, die nämlich leider nicht der Geschädigte ausbezahlt bekommt, sondern die Umzugsfirma, die anschließend in Konkurs ging.

(Nein, nicht weil meine Sachen so wertvoll gewesen wären, das waren „nur“ 600,-, aber halt viele unersetzbare Dinge…)

Allerdings denke ich, wir müssen uns trotzdem nicht vor einem möbelpackenden, schnüffelnden Julian Reichelt fürchten, denn er sagt auch:

Mir fehlt die Arbeit als Reporter immer wieder ganz wahnsinnig. Ich habe das geliebt, auch wenn es angesichts der vielen schlimmen, deprimierenden Dinge, die ich gesehen habe, fast ungehörig erscheint, das Wort geliebt zu verwenden. Allerdings habe ich auch gesehen, dass ich das nach zehn Jahren in Kriegsgebieten kräftemäßig nicht mehr leisten kann. Ich war am Limit, und leicht überspitzt gesagt habe ich auch gemerkt, dass ich alt werde.

Hier meint er zwar die psychische Kraft. Aber die körperlichen Kräfte eines Möbelpacker-Jobs dürften ihn dann doch auch überfordern…das ist kein Job fürs Altenteil…

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