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Darf man Trolle outen? Die Blogger-Gewissensfrage 3. November 2010

Posted by DL2MCD in Grund und Sätzliches.
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In Kurzform habe ich meine Meinung zu Konstantingate bereits kundgetan. Und dadurch, daß ab sofort auch Stefan Niggemeiers Blog auf der Blogroll steht. Daß mich Don Alphonso und Lanu dafür schief ansehen werden – nicht zu ändern. Dazu stehe ich.

Allerdings kennt sicher nicht jeder die Hintergründe, warum ich in diesem Fall so denke, auch wenn ich normal selbst niemand öffentlich outen würde, sondern nur persönlich anspräche. Und hui, darüber waren manche schon total empört:

Die hatten nämlich nichts besseres zu tun, als mich auf der einen Seite als Journalist in meiner Funktion als Sprecher eines Vereins anzuschreiben, und um Hilfe zu bitten – und auf der anderen Seite mich unter meinen Texten bei Heise anzumachen, in denen ich gewisse unschöne Verhaltensweisen der öffentlich-rechtlichen Sender (die ich ansonsten durchaus zu schätzen weiß) kritisierte.

Ich schrieb dann so jemanden an und legte ihm nahe, doch mit diesem Unfug aufzuhören. Prompt war die erste Frage „Woran haben Sie das gemerkt“? Ja nun, weil ich halt von Internet-Technik doch etwas mehr verstehe als so mancher Kollege. Und es nicht nur selten dämlich, sondern auch unfair ist, so ein Doppellleben abzuziehen.

Auch käme ich nie auf die Idee, aus dem Hausnetz eines Verlages einen Kollegen beim öffentlich-rechtlichen Rundfunk in den Kommentaren unter seinem Artikel anzugehen und seinen Job in Frage zu stellen. Auch wenn man beim ÖRR vielleicht nicht ganz so schnell rausfliegt wie bei kommerziellen Verlagen, wo jeder Trollfurz als Argument für eine Kündigung ausreicht, wenn gerade mal wieder gespart werden muß

Doch statt „Sorry, kommt nicht mehr vor“ wollte derjenige prompt zur Rechtsabteilung von Heise, sich über mangelnden Datenschutz zu beschweren. Jaja, nur durfte ich mit diesen Daten hantieren, sie gehörten ganz offiziell zu meinem Aufgabenbereich.

Was ich vermutlich nicht gedurft hätte, wäre, meine Erkenntnisse zu veröffentlichen. Ich hätte aber auch, statt den Herrn auf seine Aktionen anzusprechen, die Sache meinerseits an die Rechtsabteilung weitergeben können. Völlig korrekt, doch durchaus fatal: Wenn ein Mitarbeiter eines öffentlich-rechtlichen Senders einen Mitarbeiter eines Verlages ausgerechnet in einem Forum zu einem Beitrag auf persönlicher Ebene anmacht, in dem es um jene öffentlich-rechtliche Anstalten geht, so sähe das verdammt blöde aus.

Auch jener Morgenmoderator einer öffentlich-rechtlichen „Gutelaunewelle“ mußte mich schon für ziemlich blöde halten, ebenso persönlich zu werden. Dabei kenne ich den Typ nicht, habe auch nie seine Sendung gehört und auch nicht mit ihm Schweine gehütet.

Ein Skandälchen aus diesen Vorfällen zu zimmern, ein ZDFgate oder SWRgate, wäre leicht gewesen. Ich habe es nicht getan. Denn es wäre ziemlich kleinkariert, wegen einem solchen Vorfall gleich mit Kanonen zu schießen. Jeder macht mal Mist. Ich auch. Und wegen eines abfälligen Kommentars über einen Bauchumfang eines Vortragenden den Kommentator zu outen, ist daneben (was dann aber auch eingesehen und vergeben wurde).

Ich weiß, andere sind nicht so menschlich, wie eben jener erwähnte Plagiatsjäger, der nicht nur den Unterschied zwischen Pressemeldungen und journalistischen Erzeugnissen nicht kennt, sondern mich sofort und rücksichtslos genauso rund machen wollte wie den Ösi-Nazi Jörg Haider, als der sich nicht mehr wehren konnte. Oder der Herr, den man besser nicht „unsportlich“ nennt.

Für mich gelten aber bestimmte „Moralvorstellungen“, auch wenn schon das Wort heute altmodisch ist.

Wo es aber Schluß ist mit dem Schutz solcher Menschen vor sich selbst ist, wenn sie auch nach Warnung einfach nicht aufhören wollen. Das brach dem Quälgeist Gravenreuth schließlich das Genick. Und das war nun das Problem mit Konstantin NevenDuMont: er hatte bereits zum Jahreswechsel Stefan Niggemeier mit Endlos-Diskussionen in der Kommentarspalte genervt, bis der ihm schließlich eine extra Trollwiese einrichtete.

Nun mag man ja sagen, der Niggemeier kann doch ein dickes Fell haben und den NevenDuMont trollen lassen. Doch so einfach ist das nicht! Stefan Niggemeier hat bereits verdammt viel Geld zahlen müssen, wegen extra in seinem Blog hinterlegter und dann psotwendend abgemahnter Kommentare. Er ist nunmal kein anoynmer Blogger wie Lanu, oder pseudonymer, wie ich. Es gibt da einen Herrn, der Stefan Niggemeier wieder und wieder vor Gericht gezerrt hat – und auch die Arbeit- und Auftraggeber von jedem, der darüber berichtet hatte oder der auch nur an einem der Gerichtstermine anwesend war, sofort mit Anwaltsschreiben „beglückte“. Übrigens ein Grund, warum ich schon lange vor dem traurigen Ende der Medienlese(.com) nicht mehr dort schreiben durfte – daß bereits ein Anwaltsfax vorlag, bevor ich vom Termin auch nur wieder heim gekommen war, nahm man mir übel und unterstellte mir mangelndes Fingerspitzengefühl. Obwohl der Anwalt nicht meinen Namen herausbekommen hatte und mich für Rolf Schälike hielt. Dabei gibt es in jedem Prozeß, der um mehr als einen gestohlenen Socken geht, journalistische Prozeßbeobachter, die normalerweise nicht mit einer Verfolgung durch eine der streitenden Parteien rechnen müssen.

Es ging in dem Prozeß darum, daß der betreffende Herr eine (eindeutig illegale) Dummheit begangen und Stefan Niggemeier dies herausgefunden hatte. Doch wurde dies vom Richter der Privatsphäre dieses ehrenwerten Herrn zugerechnet, die vor der Presse zu schützen sei. Obwohl es sich m.E. um eine ausschließlich geschäftliche Sache handelte.

Besonders ärgerlich war, wie der Richter dann Stefan Niggemeier auch unfair anging und rund machte, nach dem Motto „Sie haben doch so tolle Preise gewonnen“. Ich sach ja, Neidbranche 😦

Und mit jeder Spinnerei in Niggemeiers Kommentaren muß der folglich darum zittern, wieder vor den Kadi geschleppt zu werden! Ich hätte an seiner Stelle nach all dem Ärger die Kommentare längst geschlossen.

Ich gebe zu, Stefan Niggemeier ist kein Typ, der so nett wirkt wie Konstantin NevenDuMont. Es ist allerdings auch nicht der Job von Journalisten, nett zu wirken. Es ist aber schon gar nicht der Job von Journalisten, everybody’s Fußabtreter zu sein!

Ich sehe die mögliche Anonymität in Blogs als wertvolles Gut. Doch gibt es solche und solche Blogs.

Von einer Lanu erwarte ich Disktretion, dnen sie selbst ist auch anonym und ein Blog wie Boocompany (ehemals Dotcomtod) enthält genügend Postings, für die die erwähnten Firmen den Poster nur zu gerne ermitteln und verklagen würden – gerade, weil sie die Wahrheit geschrieben haben.

Von einem Niggemeier erwarte ich das nicht unbegrenzt, denn in dem Moment, wo ein Kommentar ihn gefährdet, muß er reagieren.

Wenn dann ausgerechnet jemand, der selbst am längeren Hebel sitzt, dessen Familie sofort und heftig Autoren in die Pleite klagt, wenn die beispielsweise ein falsches Wort zum Erwerb ehemals jüdischen Eigentums durch die Familie NevenDuMont im „Dritten Reich“ schreiben, da so im Blog eines ohnehin schon angeschossenen Journalisten rumtobt – oder fahrlässig andere dort rumtoben läßt, auch dann wäre Konstantin NevenDuMont juristisch haftbar für die von seinem Rechner geschriebenen Kommentare -, dann ist es für mich völlig legitim, wenn der betroffene Blogger sich das irgendwann nicht mehr gefallen läßt und „der Watschnbaum umfällt“, wie man in Bayern zu sagen pflegt.

Da kann man jetzt von verlorener Ehre reden oder vom Tatort Internet. Und auch sagen, daß so jemand not my blogger ist.

Man kann aber auch sagen: Es ist Niggemeiers Wohnzimmer und Redaktionsstube, und es wird keiner gezwungen, ausgerechnet da rumzuspinnen. Bei Don Alphonso wäre der Watschnbaum sicher viel eher umgefallen – und bei mir auch. Ich bin zur Heise-Zeit mit den IP-Nummern zur Staatsanwaltschaft und habe den angezeigt, der mich regelmäßig bei meinem Arbeitgeber und den Lesern verleumdet hat. Das war die erste Strafanzeige in meinem Leben, und dem Herrn wäre es im Nachhinein vielleicht lieber gewesen, nur „geoutet“ worden zu sein. Aber wer versucht, meine Existenz zu zerstören, muß mit Gegenwehr rechnen – und wer bei Stefan Niggemeier in den Kommentaren Unfug treibt, gefährdet dessen Existenz, belastet diesen mit der Gefahr neuer Prozesse, und muß ebenfalls mit Gegenwehr rechnen.

Als Spreeblick seinerzeit bekannt machte, daß Jamba-Mitarbeiter in den Kommentaren zum Jamba-Beitrag aktiv waren, störte das niemand (außer Jamba natürlich). Warum? Klar, Spreeblick hatte ja kein Problem mit Jamba. Da gilt das als neutral, über die aufzuklären.

Stefan Niggemeier steht dagegen von Konstantin NevenDuMont konstant(in) unter Beschuß. Und deshalb soll er schön die Klappe halten? Weil er nicht mehr „neutral“ ist? Obwohl Konstantin NevenDuMont auch nicht neutral ist, nicht bloß „rumspinnt“, sondern ganz hart, aber vermeintlich anonym, mit den bewußten Kommentaren seine Interessen vertritt? (oder vertreten läßt?)

Ja, als Journalist wird das von einem erwartet. Als Blogger aber nicht. Das ist hier mein Wohnzimmer, und wer mir auf den Teppich kotzt und das trotz wiederholter Aufforderung, das bleiben zu lassen, weiter tut, muß damit rechnen, daß ich das öffentlich mache.

Wohlgemerkt: Stefan Niggemeier hat nicht aus Jux und Dollerei den Troll bloßgestellt, sondern erst nach langer, geduldiger Vorgeschichte.

Wer auf den Kinderspielplatz will, soll bei Bussi Bär posten und nicht bei Stefan Niggemeier, Don Alphonso oder mir. Einen Spaß versteht jeder mal, aber wenn der Troll im Blog mehr schreibt als der Hausherr, dann stimmt was nicht mehr.

Kommentare»

1. konstantinbekker - 3. November 2010

Niggemeier hätte die Kommentare doch löschen können. Das wäre nicht mehr Arbeit als sein nachträgliches Einfärben mit Altrosa.
Zudem hätte er nach den ersten „wirren“ Kommentare weitere sperren können, da sie stets mit gleicher E-Mail- und IP-Adresse verschickt wurden.

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DL2MCD - 3. November 2010

Das mag unter venünftigen Mitmenschen funktionieren. Doch wenn ein Kommentator so merkbefreit ist wie in diesem Fall (er hat ja nun prompt mit einer anderen Kennung weitergemacht, bis Stefan Niggemeier die Kommentare schließlich komplett geschlossen hat), hilft Löschen nicht.

Von gleicher IP-Adresse war übrigens nicht die Rede. Es gibt wohl weitere Erkennungsmerkmale, doch wird Stefan Niggemeier die nicht offenlegen, um den Troll nicht unnötig schlau zu machen.

Der Troll/Stalker, wege dem ich zur Staatsanwaltschaft bin, nahm eine Sperre auch nicht hin sondern machte einfach mit einem anderen Account weiter (bei Heise muß man zum Kommentieren ja erst einen Account anlegen).

Und es hört eben auf, reine Spinnerei zu sein, wenn es um geschäftliche Dinge geht. Wenn jemand per künstlich erzeugtem Selbstgesprächs-Shitstorm in Verruf gebracht werden soll, muß man reagieren. Sonst geht das woanders weiter, wo Stefan Niggemeier nicht mehr löschen oder sperren kann. Bei mir wurde dann ja auch gezielt bei Konkurrenzverlagen zu Heise gegen mich weitergehetzt, wo man sich natürlich hämisch freute und (zunächst) weigerte, zu löschen, obwohl es immer mehr unter die Gürtellinie ging und auch meine Familie angriff.

Was erstmal eine einfache Lösung zu sein scheint, zunächst weniger Arbeit ist, kann sich zum Dauerjob auswachsen.

Weniger Arbeit, aber rechtlich deutlich kritischer, wäre es gewesen, die Daten einfach zu veröffentlichen. Doch das hat Stefan Niggemeier ja nicht getan. Er hat lediglich kundgetan, daß die Quelle der Kommentare dieselbe ist wie die der Konstantin-Kommentare zum Jahreswechsel. Datenschutzrechtlich unbedenklich. Vielleicht war es ja auch zu Weihnachten schon der Gärtner?

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2. konstantinbekker - 4. November 2010

Wo sind die Grenzen zwischen einem Blog- oder Forenkommentator, einem Troll und einem Stalker?
Und was wären die Straftatbestände, die einen Gang zum Staatsanwalt rechtfertigen könnten?

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DL2MCD - 4. November 2010

Kommentar ist Kommentar, ob in einem Blog, in einem Forum oder auch in einem eigenen Blogposting. Ja, auch Trolle bloggen manchmal selbst – die meisten pupsen allerdings lieber in die Wohnzimmer anderer Leute. Nur wer für den Kommentar haftet, wenn er nicht gelöscht wird, unterscheidet sich in diesen Fällen: Nach deutschem Recht ist für die Kommentare von KND oder seinem Alter Ego im Zweifelsfall SN verantwortlich! und zwar auch, wenn er sie löscht. genau dafür ist er ja bereits einmal rechtskräftig verurteilt worden!

Derr Unterschied zwischen einem einfachen Troll und einem Stalker ist das sich festbeißen. Der Troll spinnt überall rum, der Stalker hat es auf jemand persönlich abgesehen.

Straftatbestände sind z.B.: Verleumdung, üble Nachrede, Stalking. Das hängt vom Einzelfall ab. Und ob es eine Straftat ist, entscheidet dann die Staatsanwaltschaft, denn natürlich nehmen die nicht jeden Studentenulk an. Aber die ermitteln dann eben, woher ein Posting kam. Heutzutage sind die zwar weit mehr damit beschäftigt, herauszufinden, welche Schulkinder welche MP3s getauscht haben, aber der Ablauf ist derselbe. Dazu braucht es übrigens auch keine „Vorratsdatenspeicherung“.

Da ich kein Jurist bin, kann und darf ich Dir nicht exakter antworten.

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3. Viola - 28. November 2010

Ein informativer Blogbeitrag, mein Dank. Muss man mal drüber nachdenken. Generell find ich diesen Blog gut zu lesen. Diesen Blog werde ich weiterempfehlen!

Gratulation!

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4. Sat Anlage - 29. November 2010

Danke sehr an den Autor.

Gruss Daniela

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